Slicing leicht gemacht in 2022: Top 10 Cura PRO-Tipps

Es ist die meistbenutzte 3D-Slicing Software der Welt. Die Software “Cura” von Ultimaker. Auch wir benutzen sie seit Jahren. Neben den Standard-Einstellungen gibt es eine Vielzahl an Funktionen über die man erst mal eine Übersicht gewinnen muss. Dieser Blog-Post ist für die schon etwas routinierteren AnwenderInnen von Cura. Hier erfahrt ihr unsere Top 10 PRO-Tipps, um die volle Power von Cura zu entfalten. Verwendete Version: Cura 4.7. Lesedauer: 5 min

Platz 10 – Gesamtdruckzeit bei großen Objekten bestimmen

Wir beginnen mit einem einfachen Trick, den unsere 3D-Druck Experten oft brauchen: Stell dir vor, du möchtest einen großen Druck machen bei dem du das Objekt mit Sicherheit in zwei oder mehr Teile teilen musst. Natürlich möchtest du aber schon vorab die ungefähre Druckzeit wissen, auch um den Aufwand des Projektes zu bestimmen.
Anstatt das Objekt zuerst in einem Programm schneiden zu müssen um es dann einzeln zu slicen, vergrößere einfach die Fläche des Druckbetts in Cura. Zum Beispiel auf 1x1x1 Meter. Lade das Objekt hinein und drücke auf slicen. Die Größenordnung der Druckzeit und des Materialverbrauchs wird stimmen, auch wenn du bei Einzelteilen natürlich mehr Wände einrechnen musst.
So kannst du dein Projekt in wenigen Sekunden einschätzen.

Anleitung:
Gehe in Cura links oben auf “Einstellungen”, dann auf “Drucker”, im Fly-Out Menü ganz nach unten auf “Verwalte Drucker” und dann rechts auf “Maschineneinstellungen”. Die eingegebenen Werte werden gleich übernommen.

Platz 9 –  Viel Geld sparen durch weniger wasserlösliches Stützmaterial

Hier geht es um Einstellungen des Stützmaterials, nämlich um genau zu sein das PVA Support Interface. Klingt kompliziert, ist aber leicht erklärt:
Alle Besitzer eines 3D-Druckers mit Dual Extruder wie Ultimaker, Raise3D, etc. nutzen sicher oft und gerne das wasserlösliche Stützmaterial PVA (Polyvinylalkohol). Es lässt sich vollständig und umweltfreundlich im Waschbecken oder einer Plastikwanne über Nacht auswaschen. So sind auch filigrane Strukturen oder Hinterschneidungen kaum ein Problem mehr. Einziger Nachteil: Es ist relativ teuer. Mit 100 – 200€ pro Kilo ist es markenunabhängig 5-10x so teuer wie PLA.
Hier kommt unser Tipp ins Spiel: Mit der PVA Support Interface Einstellung wird nur eine dünne Schicht PVA zwischen der PLA Stützstruktur und dem eigentlichen Modell gedruckt. Hier wird die ca 10 bis 20 fache Menge an PVA gespart wie bei Stützstrukturen die zu 100% aus PVA sind. Ein weiterer Vorteil: Der Drucker ist schneller, da er bei den meisten Schichten nicht zwischen den Düsen hin und her schalten muss.

Platz 8 – Schönere Prints bei fast gleicher Druckzeit

Auf Platz 8 befindet sich die “Use Adaptive Layers” Einstellung, auf Deutsch “Anpassschichten verwenden”. Wenn diese Einstellung aktiviert ist, berücksichtigt Cura automatisch den Druckwinkel. Je größer der Winkel ist desto feiner werden die Schichten, da man diese gerade in Krümmungen in der Z-Achse sieht. Die maximale Abweichung von der Standard-Schichthöhe kann man dabei auch eingeben.

In unserem Experiment sieht man zwei stehend gedruckte idente Kreissegmente. Beim rechten sieht man eindeutig die Schichten. Es ist durchgehend mit 0,3mm Schichthöhe gedruckt worden und hat eine Stunde und 24 Minuten gedruckt.
Das zweite Teil, links davon, hat aktivierte adaptive Schichten und hat eine Schichthöhe zwischen 0,05 und 0,3mm und hat insgesamt 1 Stunde und 47 Minuten gedruckt. Also nur 22 Minuten länger. Das Druckobjekt sieht aber wesentlich besser aus!

Die Einstellung findet ihr in den Einstellungen ganz unten in der “Experimental” Rubrik.

Platz 7 – Mit Tree Support bis zu 50% an Material und Druckzeit sparen

Auf Platz 7 befindet sich die “Tree Support” Einstellung. Zu Deutsch “Baum-Stützmaterial. Wie man sieht baut sich das Stüzmaterial wie ein Baum nach oben auf und verzweigt sich überall hin wo benötigt. Eine sinnvolle und sehr ästhetische Einstellung wie wir finden!

Im Vergleich zu herkömmlichen Stützmaterial mit 15% Dichte konnten wir bei diesem Druck 75% Stützmaterial und 50% an Druckzeit sparen. So reduziert sich die Materialmenge bei diesem Druck von 32g auf 22g und die Druckzeit von ca 9h auf 4,5h!

Wichtig ist hier das Support Interface auf mindestens 1mm zu stellen. Die Z-Support Distanz empfehlen wir auf ca 0,2mm zu stellen. Der Winkel des Baum-Stützmaterials kann bis zu 60 Grad eingestellt werden, sicherer sind jedoch 40-50 Grad.
Ein weiterer Pro-Tipp: Aktiviert die Support- Horizontal Expansion auf ca 0,2mm. So steht der Support überall ein wenig über, sodass die neuen Kanten des gestützten Modells sich gut anhalten können.

Alle Einstellungen dafür könnt ihr in der Stützmaterial-Rubrik in den Slicing-Einstellungen aktivieren (Beim Zahnrad neben dem Drop-Down Pfeil rechts)

Platz 6 – Unterschiedliche Einstellungen bei nur einem 3D-Druck

Fast jeder kennt es: Du möchtest mehrere Modelle mit verschiedenen Einstellungen drucken. Bis jetzt ging das nur nacheinander was Zeit und Nerven für Slicen und Drucker starten kostet. Gerade über Nacht…

Wir haben die Lösung. Denn mit den adaptiven Einstellungen in Cura 4.7 könnt ihr eine Reihe von Einstellungen pro Objekt auswählen und nicht mehr wie früher nur für den ganzen Druck. Zu den möglichen Einstellungen gehören u.a.:
– Shell
– Infill
– Support

Wichtig: Unterschiedliche Schichtauflösungen können nicht ausgewählt werden.

In unserem Bild haben wir das gleiche Objekt mit einmal 10% und einmal 50% Infill gedruckt. Zum Beispiel für Stabilitätstests.

Ihr findet die Einstellungen am linken Bildschirmrand, dort wo ihr das Objekt auch Verschieben, Skalieren und Drehen könnt. Es ist das Symbol mit den vier Objekten in unterschiedlicher Schattierung.

Platz 5 – Super schnell und schön drucken mit “VASE MODE”

Viele haben schon davon gehört, weniger haben es schon mal gedruckt. Die Cura Einstellung “Vase Mode” auf Deutsch “Vasenmodus”. Unter diesem Begriff findet ihr jedoch in Cura gar nichts!
Bei dieser Einstellung wird nur eine Wand mit der Stärke der Düse in einer Spirale hochgezogen. Das ergibt eine sehr schöne Oberfläche ohne Z-Naht. Auch die Druckzeit ist doppelt bis dreimal so kurz. Wir empfehlen dafür eine möglichst dicke Düse, damit zumindest eine gewisse Wandstärke entsteht. Wir haben uns für eine 0,8mm Düse entschieden.
Sinn macht das ganze natürlich nur bei Austellungsmodellen die keine hohe Stabilität brauchen. Wie bei Vasen zum Beispiel…

Wasserdichte Vasen
Gerade wenn man Vasen druckt möchte man diese dann auch benutzen. 3D-Drucke sind oft jedoch nur bedingt wasserdicht, da das Wasser zwischen den Schichten hindurchkommt. Unser Tipp: Druckt die Vase in ABS und schwenkt einmal kurz Aceton darin. Dann wieder ausleeren und verkehrt hinstellen, damit der Acetondampf noch etwas nacharbeitet. So bekommt ihr die Vase wasserdicht. Achtet dabei bitte auf Atem- und Hautschutz!

In unserem Zeitraffer GIF seht ihr den Druck einer 9cm hohen Vase in 2,5 Stunden statt herkömmlichen 6 Stunden.

Ihr findet die Einstellungen in den benutzerdefinierten Druckeinstellungen. Schaltet dafür unter dem Rädchen neben dem Drop-Down Pfeilen die Kategorie “Experimentell” frei. Dann schaltet beide möglichen Einstellungen frei und hakt sie an. Auf Englisch sind das:
-Spiralize Outer Contour
-Smooth Spiralized Contours
Ihr werdet gleich einen Unterschied in der Druckzeit und der Druckvorschau bemerken.

Platz 4 – Komplexe Muster ohne CAD-Kenntnisse drucken

Dieser – thinking-outside-the-box – Tipp ist vielleicht eher etwas für die Design-Interessierten unter uns. Denn der DIY (do it yourself) Bereich boomt, so auch beim Basteln bzw. in der Raumgestaltung.

Die insgesamt dreizehn verschiedenen Infill Muster von Cura können nicht nur für verschiedene mechanische Füll-Anforderungen benutzt werden. Schaltet man nämlich den Boden und die Decke aus (indem man sie auf 0 Schichten stellt) rückt das Infill plötzlich viel mehr in den Fokus. Hier gibt es so schöne Strukturen wie “Gyroid” (im Foto) oder auch “Cubic Subdivision”. Diese können dann zum Beispiel mit Epoxidharz gefüllt zu Tassenuntersetzern oder auch Wanddeko werden.
Sogar Surfbretter wurde schon, mit dem Fokus auf die wabenartige Stützstruktur, designt: 3dnatives.com/hex-surfboard

Ihr findet die Einstellung für die Schichtanzahl des Bodens und der Decke in den benutzerdefinierten Druckeinstellungen unter der Rubrik “Hülle” bzw auf Englisch “Shell”. Diese auf Null stellen. Die Füllmuster-Einstellung findet ihr unter Füllung. Sollte es noch nicht aktiviert sein, beim Zahnrad auf sichtbar schalten.

Platz 3 – Nicht für jedes Modell ständig Material und Düse tauschen

Dieser Tipp ist für alle Glücklichen im Besitz eines Dual-Extruder 3D-Druckers wie zum Beispiel Ultimaker oder Raise3D:

Meistens arbeitet man an einem oder mehreren Projekten primär mit einem Material oder auch einer Farbe. Cura (und auch andere Slicing Softwares) beherrschen die Einstellung beide Extruder (link und rechts) als den primären Extruder zu verwenden. Jetzt sind die meisten von uns gewöhnt, den Extruder 1 als Hauptextruder zu nutzen und Extruder 2 für separates Stützmaterial oder überhaupt nur für einen Zweifarben-Druck.
Dabei sollte man hier freier denken. Extruder 1 könnte nämlich zum Beispiel für Projekt 1 verwendet werden. Mit einer spezifischen Nozzle und einem Spezifischen Material. Und Extruder 2 für das Projekt 2, mit einer anderen Düse und einem anderen Material. So spart man sich regelmäßiges Wechseln am Extruder 1.

Um den Haupt-Druck auf dem Extruder 2 laufen zu lassen, ladet zuerst alle Modelle auf die Bauplattform und arrangiert sie wie gewünscht. Drückt dann Strg+A um alles zu markieren. Drückt dann die rechte Maustaste und wählt den Extruder 2 aus. Trefft dann die gewünschten Druckeinstellungen im Menü rechts wie gewohnt. Erledigt.

Platz 2 – Freie Löcher trotz Stützmaterial

Viele kennen das Problem: Ihr druckt zum Beispiel ein Arduinogehäuse und braucht dafür Stützmaterial an gewissen Stellen. Die Löcher und Kanäle auf der x,y Ebene sollen jedoch frei bleiben.

Die Lösung: Der Cura Support-Blocker. Mit diesem kreiert ihr eine beliebige Anzahl an Würfel die ihr an die Stellen setzen könnt, wo kein Stützmaterial gewünscht ist. Ihr könnt die Würfel frei skalieren, verschieben und drehen.
Im Bild seht ihr zweimal das gleiche Modell einmal mit Support-Blocker und einmal ohne.

Ein Alternativtipp: Falls ihr Modelle habt wo wirklich nur Flächen gestützt werden müssen die parallel zum Druckbett sind könnt ihr den Stützmaterialüberhangwinkel auch auf 89 Grad stellen. Das hätte in unserem Modell auch funktioniert.

Ihr findet den Supportblocker auf dem linken Bildschirmrand unter den “Verschieben, Drehen und Skalieren”-Einstellungen. Es ist das Symbol mit dem Würfel im Modell.

Platz 1 – 3D-Modelle immer in der exakt richtigen Größe drucken

Mit großem Abstand unser beliebtestes Tool. Horizontal Expansion. Diese Einstellung korrigiert die Hülle/Shell auf der x/y Richtung. Viele 3D-Drucker drucken ein wenig zu groß – im ein bis zwei Zehntelmillimeterbereich in alle Richtungen, nach innen und nach außen. Gerade bei Löchern kann das ärgerlich sein.

Hier einfach zumindest -0,1mm Horizontal Expansion einstellen, um Steckverbindungen gleich viel erfolgreicher zu machen.
Seit der Cura-Version 4.7 können sogar zum Beispiel nur die Löcher korrigiert werden und die Außenhülle bleibt gleich.

Ihr findet die Einstellung unter den Zusatzeinstellungen (Zahnrad) bei “Hülle/Shell”. Bei negativen Einstellungswerten (zum Beispiel -0,2mm) zieht sich die Hülle (auch in Löchern) zurück, bei positiven Werten breitet sie sich in alle Richtungen aus.

Das waren die Top 10 Cura Tipps! Welcher hat Dir am besten gefallen? Schreib es in die Kommentare!

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